Zusammenfassung:Die Gründer von IDnow: Dennis von Ferenczy, Sebastian Bärhold, Armin Bauer und Felix Haas (v.l.n.r.)
Die Gründer von IDnow: Dennis von Ferenczy, Sebastian Bärhold, Armin Bauer und Felix Haas (v.l.n.r.)
Firmenübernahme in München: Die Identitätsplattform IDnow hat einen neuen Mehrheitseigentümer: Der Finanzinvestor Corsair Capital übernimmt im dreistelligen Millionen-Deal die Mehrheit der Anteile an dem 2014 gegründeten Unternehmen. Die vier Gründer Felix Haas, Armin Berghaus, Dennis von Ferenczy und Sebastian Baerhold verkaufen den größten Teil ihrer Anteile – zusammen hatten sie zuletzt rund 26 Prozent gehalten.
Zur Bewertung im Rahmen der Transaktion macht das Münchner Startup keine offiziellen Angaben. Wie Gründerszene aus dem Unternehmensumfeld erfahren hat, soll das Volumen der Mega-Transaktion bei 300 Millionen US-Dollar – umgerechnet 278 Millionen Euro – gelegen haben, was in der deutschen Fintech-Szene einer Rekordbewertung entspräche. Auf Nachfrage kommentierte IDnow-Mitgründer Felix Haas diese Summe nicht.
IDnow stand angeblich schon vor Jahren zum Verkauf
Bereits seit 2022 gibt es Gerüchte, dass IDnow zum Verkauf steht. Einige Wagniskapitalgeber hinter dem Münchener Startup wollten aussteigen, das berichtete damals das Handelsblatt unter Verweis auf mit der Angelegenheit vertrauten Personen, und hätten mithilfe der Investmentbank Goldman Sachs einen Auktionsprozess gestartet. Zu den Eigentümern zählen unter anderem Seventures, EIB, 10x Group und der jetzige Mehrheitseigner Corsair Capital. IDnow habe dabei eine Milliardenbewertung angestrebt. Doch der geplante Unicorn-Status scheitert nun an einem Post-Corona-Bewertungssturz: Angesichts der deutlich gesunkenen Startup-Bewertungen seit den Höchstständen während und direkt nach der Pandemie erscheint die von Insidern kolportierte Summe realistisch.
Videoident-Startup
IDNow erhält 60 Millionen Euro Kreditfinanzierung von Blackrock
Seit der ersten großen Investition hat sich IDnow eine gute Marktposition erarbeitet. 2019 hatte IDnow das Ziel angegeben, innerhalb von fünf Jahren einen Umsatz von 100 Millionen Euro zu verbuchen. Offizielle Angaben, ob dieses Ziel erreicht wurde, macht das Münchner Tech-Startup nicht. Insider berichten gegenüber Gründerszene, dass der Umsatz zuletzt bei 80 Millionen Euro gelegen habe, was IDnow in den letzten Monaten des vergangenen Jahres in die Gewinnzone brachte. Auch diese Angaben wollte Haas auf Nachfrage nicht bestätigen.
Für Corsair Capital ist die Übernahme ein konsequenter Schritt: Die auf Finanzdienstleistungen spezialisierte Private-Equity-Firma hatte bereits im Oktober 2019 im Rahmen einer 36-Millionen-Runde eine Minderheitsbeteiligung an IDnow erworben, was die damalige Gesamtfinanzierung des Unternehmens auf rund 48 Millionen Euro angehoben hatte.
Firmenakquisition bringt 125 Experten und Premium-Kunden wie Société Générale
IDnow hat in den vergangenen Jahren eine aggressive Wachstumsstrategie verfolgt. Ein wichtiger Meilenstein war die Übernahme des französischen Marktführers Ariadnext im Jahr 2021 für rund 50 Millionen Euro. Mit dieser Übernahme kamen nicht nur 125 neue Mitarbeiter an Bord, sondern auch namhafte Kunden wie die Banken Société Générale und Crédit Mutuel sowie der französische Mobilfunkanbieter Bouygues Telecom.
Im Jahr 2022 erhielt das Unternehmen zudem eine Kreditfinanzierung in Höhe von 60 Millionen Euro aus Fonds des Vermögensverwalters Blackrock. Diese Mittel flossen in den Ausbau der Plattform und in “strategische Initiativen” wie neue Lösungen für die Identitätsprüfung, die Expansion und mögliche Übernahmen.
Die Corona-Pandemie erwies sich als Katalysator für das Geschäftsmodell von IDnow, weil digitale Identitätslösungen gesucht waren. Allerdings dürfte sich dieser kurzfristige Hype wie bei den meisten Corona-Gewinnern im Tech-Bereich wieder etwas gelegt haben. Mit Niederlassungen in Deutschland, Großbritannien und Frankreich bedient IDnow nach eigenen Angaben mehr als 900 internationale Kunden. Gründerszene-Informationen zufolge soll Mitgründer Armin Berghaus nach der Transaktion im Management des Unternehmens bleiben, bei anderen aus dem Gründerteam sei das noch offen.
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