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Er meint, die Zollpolitik des US-Präsidenten sei „unverantwortlich: der Chef des Autozulieferers Kirchhoff Automotive, Wolfgang Kirchhoff.
Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt für Unsicherheit in der deutschen Autoindustrie.
Wolfgang Kirchhoff warnt im „Handelsblatt-Interview vor negativen Auswirkungen auf Zulieferer, die Weltwirtschaft – und Konsumenten.
Der Unternehmer betont, dass Europa reagieren müsse, um Trump womöglich zur Einsicht zu bewegen.
Ein drohender Wirtschaftskonflikt – und mittendrin die deutsche Autoindustrie: US-Präsident Donald Trumps zollpolitischer Rundumschlag sorgt für Unsicherheit auf beiden Seiten des Atlantiks. Aus deutscher Sicht ganz besonders betroffen: zahlreiche Zulieferer, das Rückgrat der Industrie.
Eines dieser Unternehmen, den Zulieferer Automotive Kirchhoff, leitet Wolfgang Kirchhoff. In einem Interview mit dem „Handelsblatt warnt er eindringlich vor den Folgen der neuen US-Handelsbarrieren – nicht nur für sein eigenes Unternehmen, sondern auch für die Weltwirtschaft und die amerikanischen Verbraucher selbst.
Kirchhoff: Alle Zulieferer werden die Zölle spüren
„Unverantwortlich“ seien die flächendeckenden Zölle, moniert Kirchhoff, „vor allem für die USA”. Er gesteht ein, er habe „nicht erwartet, dass Trump das eigene Land so schädigen würde. Die Zollverkündungen des US-Präsidenten träfen Konsumenten genauso wie die Finanzmärkte.
Neben Zulieferern, die direkt in die USA exportieren und somit „unmittelbar betroffen sind“, werden laut Kirchhoff auch alle anderen Zulieferer die Zölle spüren. Es sei zu erwarten, „dass die Absatzzahlen in den USA rückläufig sein werden”. Letzteres betreffe speziell auch den Markt für deutsche Oberklassewagen, konkretisiert er für das „Handelsblatt.
US-Autohersteller selbst gehörten ebenfalls zu den Leidtragenden, erklärt der Maschinenbauer. Diese seien „entsetzt“ darüber, trotz ihrer Versuche, Trump umzustimmen. Ford-CEO Jim Farley sowie die Chefin von General Motors, Mary Barra, und generell „alle Vorstände der großen Autokonzerne” hätten erfolglos versucht, dem Präsidenten klarzumachen, „welche Kosten und schließlich Verluste die Zölle bedeuten würden.
Sind die USA als Standort noch zuverlässig?
Kirchhoff Automotive selbst betreibt sechs Werke in den USA, drei in Mexiko, zwei in Kanada. Dabei sei in Mexiko und Kanada die Produktivität höher, bei niedrigeren Kosten. In den USA hingegen müsse man mit einem überhitzten Arbeitsmarkt umgehen, auf dem Fachkräfte fehlten, so Kirchhoff.
Zudem stellt der Unternehmer die Zuverlässigkeit der Rahmenbedingungen in den USA infrage: „Von großer Rechtssicherheit können wir in den USA nicht mehr sprechen. Das schrecke auch ihn ab, weswegen er sich noch nicht festlege, ob Kirchhoff Automotive noch weitere Fabriken dort bauen werde.
Ob der Autozulieferer nun kurz-, mittel- oder langfristig agiere, scheint für Kirchhoff erst einmal irrelevant: „Jetzt ist jeden Tag Krise, wendet er ein.
„Europa wird eine Reaktion zeigen müssen
Eine klare Strategie des US-Präsidenten erkenne Kirchhoff derweil nicht: Man habe immer gedacht, er drohe mit Zöllen und wolle dann einen Deal. Dem sei jedoch offensichtlich nicht mehr so.
Europa müsse jetzt reagieren, meint der 64-Jährige. Das so große Defizit in der Handelsbilanz der USA gegenüber Europa zeige sich in der Leistungsbilanz schon nicht mehr. Hier, bei den Leistungen, die Europa aus den USA beziehe, könne man dies tun.
Das beziehe sich im Besonderen auch auf die US-Tech-Konzerne, die man beim Leistungsverkehr finanziell belasten solle. „Europa wird eine Reaktion zeigen müssen, sonst hat Trump keinen Grund einzulenken“, appelliert er im „Handelsblatt”-Gespräch weiter.
Und trotzdem Kirchhoff Automotive 20 Prozent des Umsatzes in den USA generiert, ändere man die Strategie erst einmal nicht: „Wir produzieren dort, wo unsere Kunden sind. Das machen wir heute“, so Kirchhoff, „und werden es auch künftig so halten”. Bei Neuinvestitionen täte man aber gut daran, diese künftig kritisch zu überprüfen, fügt er an.
Kirchhoff, der seit 30 Jahren in dem familiengeführten Unternehmen ist, rechnet mit Störungen bei den Lieferketten, spricht jedoch auch davon, dass man innerhalb der Industrie bereits erprobt sei. Dabei vergleicht er die Lage etwa mit der Corona-Pandemie und der Finanzkrise. Für die Autoindustrie sei das also „nicht der schwärzeste Tag.
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